AMORELLA KIRSCHEN alias "Schattenmorellen" alias "Château à Moreille"

(Prunus cerasus)

Die Schattenmorelle ist die weltweit am häufigsten angebaute Form der Sauerkirsche. Man kennt sie auch als "Große Lange Lothkirsche", "Nordkirsche", "Sauerlothkirsche " oder "Morello" - aus dem Mainzer Chausseehaus eben auch als AMORELLA.

Der Ursprung dieser Kirschsorte liegt wahrscheinlich in den Gärten des Château à Moreille in der französischen Region Poitou-Charentes. Erwähnt wird die Sorte "Château à Moreille" bereits schon 1650 von Bauhin in "Historia Plantarum Universalis". In Deutschland finden sich die ersten Spuren des Anbaus Anfang des 18. Jahrhunderts in der Gegend von Gotha. Die französische Sortenbezeichnungen "Château à Moreille" wandelte sich zur deutschen "Schattenmorelle". Eine Scheineindeutschung - korrekter wäre eigentlich "Schlossmorelle". 

Goethe kommentierte dererlei Transformationen wie folgt: "Die Gewalt einer Sprache ist nicht, daß sie das Fremde abweist, sondern daß sie es verschlingt." Auch das "Lexikon der populären Sprachirrtümer" von Krämer/Sauer aus 2001 nimmt das Thema auf wie aus einem Schloss ein Schatten wurde. 

Im "Lexikon der Alten Obstsorten" aus dem Verlag Eugen Ulmer findet sich ein Profil der Schattenmorelle:

  • Mittelgroße, kugelige bis stumpf-eiförmige Frucht (L = 18–24 mm, B = 19–21 mm, 5–7 g), Bauchseite ohne Furche. 
  • Zähe und dünne Haut mit dunkelroter bis schwarzer Farbe. Langer Stiel, am Ende verdickt, in ziemlich enger Grube. 
  • Am Stielansatz meist kleine Blättchen. Braunrotes Fruchtfleisch, das gut vom Stein löst, gallertartig, sehr saftig, färbender Saft. 
  • Im Geschmack kräftig säuerlich und leicht herb. 
  • Mittelgroßer, der Spitze zu leicht verjüngter Stein, fest mit dem Stiel verbunden.

 

Übrigens: Wer die Schattenmorelle in den Schatten pflanzt tut ihr definitiv keinen Gefallen. Wie alle Kirschen liebt und braucht sie Licht und Sonne.